International? Sind hier sowieso alle!
Nach seiner Ausbildung zum Hotelfachmann wurde Maqsoud A., 22, vor einem Jahr vom Holiday Inn in München-Unterhaching übernommen. Er spricht Persisch, Indisch, Englisch; aber wenn er träumt, tut Maqsoud das inzwischen auf Deutsch. Wahrscheinlich holpern seine Träume dann ein bisschen, wie er auch beim Reden ab und zu nach einzelnen Wörtern sucht. Kaum zu glauben, dass Maqsoud erst vor fünf Jahren aus Afghanistan nach Deutschland kam.

Wer sich mit Maqsoud unterhalten will, muss Zeit mitbringen. Denn Maqsoud redet nicht nur leidenschaftlich gern, er hört auch begeistert zu, ist neugierig auf andere Menschen und so ziemlich an allem interessiert. Logisch, dass so jemand in einem Hotel perfekt aufgehoben ist. Als Maqsoud vor fünf Jahren aus Afghanistan nach Deutschland flüchtete, glaubte ihm niemand, dass er schon 18 sein sollte. Höchstens 16 schätzten die deutschen Behörden und legten damit den Grundstein zu Maqsouds gelungener Integration. Denn mit 16 war Maqsoud schulpflichtig, und musste sich dort – ohne je einen richtigen Deutschkurs besucht zu haben – in der neuen Sprache durchschlagen.
Das ging anfangs schleppend, aber, weil der junge Afghane so leidenschaftlich gerne mit anderen Menschen redet, mit der Zeit immer besser. „Meine Sprachlehrer waren die Bäckerin um die Ecke, Menschen auf der Straße, die mir den Weg erklärt haben, meine Betreuerin vom Jugendamt genauso wie meine Lehrer und Mitschüler.“
Nach einem Jahr beendete Maqsoud die Mittelschule. Und dann? „Ich hatte keine Ahnung, was ,Berufsausbildung‘ bedeutet und habe deshalb einfach getan, was mir meine Betreuerin geraten hat: ein Praktikum machen.“ Und dann noch eines.
Auf zwei Praktika folgte der Ausbildungsplatz
Auf der Baustelle fühlte sich Maqsoud fehl am Platz, in einem kleinen Hotel in der Münchner Innenstadt gefiel es ihm schon besser, aber als ihm das Holiday Inn München-Unterhaching einen Ausbildungsplatz angeboten hat, „hat mich das richtig glücklich gemacht“. Der Vorteil eines großen Hauses: Man kann langsam reinwachsen – in die Aufgaben, in die Sprache, in das Leben in einem unbekannten Land. Housekeeping, Küche, Restaurant, Bar, Rezeption. Mit jeder Station wuchsen Maqsouds Sprachkenntnisse, sein Selbstbewusstsein und das Gefühl in Deutschland anzukommen. Natürlich fühlt er sich immer wieder alleine hier, auch wenn die große Schwester in Stuttgart, die Eltern und die kleine Schwester mittlerweile in der Türkei leben. Dann ist es schön zu wissen, dass er nicht der einzige Fremde hier ist, sondern auch die Gäste und Kollegen internationale Wurzeln haben. Dass Maqsoud nach der Ausbildung übernommen wurde und in eine Dienstwohnung des Hotels ziehen konnte, ist natürlich Glück. Für ihn – und das Hotel.
Text: Isabella Huber
Fotos: Andreas Müller Fotografie